Bericht Jürg Schäfer Symposium Sur En 2015

21. Internationales Bildhauer Symposium Sur En / Sent

vom 13. bis 21. Juni 2015



 

Ein halbes Jahr zuvor sah es auf dem Campingplatz, dem Arbeits- und Wohnplatz der 18 Künstlerinnen und Künstlern aus 5 Ländern Europas, etwas anders aus:
 
 
Das „Eis-Labyrinth“ eine Eis-Installation von Martin Hunke aus Deutschland (unter Mitarbeit von Daniel Cotti aus Ramosch) lockte vom 21. Dezember 2014 bis zum 21. Februar 2015 Leute aus nah und fern an. Vom Eingang bis zum Zentrum war ein ca. 400 Meter langer spiralähnlicher Umgang angelegt, der zum Gehen in der Stille einlud. In der Mitte konnte man dann einen Wunsch deponieren, der am Schlussfest im Rauch dem Himmel entgegen stieg. Trotz schwieriger Wetterverhältnisse war der Anlass ein voller Erfolg geworden!
 
 

 
Organisiert wird das Symposium seit wenigen Jahren vom Verein „Art Engiadina“ (www.art-engiadina.com). Diesmal wurde die (4.) Generalversammlung am Samstagmorgen vor der Vernissage am Nachmittag abgehalten. Wie gewohnt war der reibungslose Ablauf vor allem dem Präsidenten Urs Beer (links) aus Stäfa sowie dem Geschäftsführer Wolfgang Bosshardt (rechts) aus Sur En zu verdanken:

 

Aber wie so oft bei ähnlichen Anlässen geht es nicht ohne Sponsoren und weitere Helferinnen und Helfer. Unser grosser Dank geht an:
 

Bosshardt Handels AG Sur En
Camping Sur En
Gemeinde Scuol
JJ Grange Fully
iims Chur
Mader Transporte Sent
Swisslos Kulturförderung Kanton Graubünden
sowie
an viele weitere gute Seelen vor Ort.

 
 
Namentlich wollen wir die beiden Küchen erwähnen, die vorzüglich für das leibliche Wohl aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer besorgt waren: Restaurant „Sper la Punt“ (links) und Landgasthof „Val d’Uina“ (rechts) mit ihren Brigaden:

 

Was sich letztes Jahr als Neuerung bewährt hatte, wurde nun weitergeführt, diesmal unter der kundigen Verantwortung von Katja Rominger (wohnhaft in Bern): An jedem Arbeitsplatz der Künstler(innen) errichtete sie ein Panel, auf welchem die wichtigsten Daten zu Werk und Schöpfer(in) zu lesen sind, verbunden mit fotografischen Beispielen aus der Entstehungsgeschichte der jeweiligen Skulptur. Wer ergänzende Informationen über eines der diesjährigen Kunstwerke erhalten möchte, kann diese auch heute noch haben, denn alle Panels sind auf dem Campinglatz in der Nähe des Saloons aufgestellt.




 
Zu einem traditionellen Höhepunkt ist mittlerweile der „apero@president“ am Mittwochabend geworden. Da werden alle Teilnehmer(innen) des Symposiums zu einem von der Gattin des Präsidenten des Vereins vortrefflich vorbereiteten und vom Präsidenten geleiteten Apéro im Garten der Chasa da L’Uors geladen. Dass, trotz erheblicher Bedenken im Voraus, das Wetter ebenso von seiner besten Seite mitmachte, sei nun auch mal festgehalten:
 
 

 

Und am folgenden Abend konnten die Interessierten an einem Ausflug nach Tschlin teilnehmen, wo uns von unserem Medienbegleiter Reto Rauch in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Bieraria Tschlin SA ein Einblick in die Bierbrauerei gewährt wurde:

 

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Jedes Jahr steht das Symposium unter einem bestimmten Thema, das die Künstler(innen) nach ihren Vorstellungen gestalten. Diesmal lautete es:
 

HÖHEN
und
TIEFEN


Und jedes Mal sind die Besucher(innen) erstaunt, was innerhalb einer knappen Woche aus der Anzahl von Holzstämmen (grünes Lärchenholz) und Steinblöcken (Laaser Marmor) entsteht.

 


Nun werden die einzelnen Kunstwerke und ihre Urheber(innen) kurz vorgestellt. Die Reihenfolge entspricht der Aufstellung entlang des Skulpturenweges, angefangen beim Campingplatz Sur En / Sent.

 

Wetterschmöcker


nennt Dominik Schmid aus Ebikon seine beiden Figuren, die den Skulpturenweg eröffnen. Bei schönem Wetter halten diese ihre Köpfe hoch, bei Regen senken sie sie.

 
 

 
 

Schraube mit Mutter - Sinnbild des Lebens


erhielt den ersten Preis der erstmals durchgeführten Publikumsbewertung anlässlich der Vernissage. Thomas Lüscher aus Staffelbach zeigt in der leichten Holz-Schraube das Aufsteigen in die Höhe, während die schwere Marmor-Schraube am Boden mit ihrem gähnenden Loch auf die Tiefen des Lebens weist. Aber beide gehören zusammen und greifen ineinander.

 
 


Ikarus

Als der eine von beiden Künstlern am Installieren war, kam ein Junge vorbei und fragte, was das geben soll, da erhielt er die Antwort: Ikarus. „Aber ich heisse doch Icaro!“ So haben wir unverzüglich beide Künstler neben dem Marmor-Modell und den lebendigen Ikarus fotografisch festgehalten:



Peter von Burg aus Einsiedeln und Urs Martin Traber aus Siebnen wollen mit der Sagengestalt aus der Antike zum Ausdruck bringen, dass das Leben eine wechselvolle Berg- und Talfahrt darstellt, bei der es darum geht, die Höhen zu geniessen und die Tiefen zu bewältigen. Dabei sollen wir uns immer wieder der Grenzen bewusst werden.

 
 


High and Low

Rolf C. Wyss aus Härkingen stellt Hoch und Tief dar, in Holz und Marmor, vertikal und horizontal – mir kommen da Bach- und Meeres-Wellen in den Sinn.
 
 


Optimist

Im Werk von Anatol Stäheli aus Neuwilen sind Höhen und Tiefen des Lebens wie mit einem roten Faden verbunden. Die kauernde Figur unten befindet sich an ihrem tiefsten Punkt, sie will jedoch nicht sterben, sie will nach oben. Also muss sie einen roten Faden finden. Aber Vorsicht: Der Zenit oben ist eine schmale Gratwanderung!

 
 


Innsekt City

Die Hochhäuser von Christian Ladner aus Zirl (Österreich) und Othmar Senn aus Stams (Österreich), Innsektenhäuser, sollen das menschliche Streben nach Oben und das damit auch entstehende Risiko zum tiefen Fall symbolisieren. Hinter den „Verschreibungen“ steckt ein weiterer Sinn (Chasa Sur En Kas: Suren Kas = Saurer Käse).

 
 


Up to the sky

Das ist der Titel, den Kristina Yosifova aus Sofia (Bulgarien) ihrem Werk gegeben hat. Dahinter steht die Idee des Auf-Wachsens. Tief im Grund wurzelnd wächst die junge Pflanze hoch in den Himmel: Die abstrakte Komposition wächst hinauf mit polierter und rauer Oberfläche, das Starke und das Weiche darstellend.

 
 
 
Das jüngste Mitglied der ganzen Künstlerfamilie ist Sebastian. Er ist



das Bindeglied zwischen dem letzten und dem nächsten Kunstwerk.
 
Fragment

Dazu meint Hermann Gschaider aus Sofia (Bulgarien): Die aus der Kraft meiner Hände geschaffenen Skulpturen sind wie mein Leben: mit Tiefen und Höhen, manchmal fein, manchmal rau, mit rohen Kanten. Diese Skulptur hier verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft meiner Arbeit: Die Ecken sind Teile von einem Würfel.
 
 
 


Analogie

Die beiden Künstlerinnen Elena Saracino und Valentina Pazzini aus Carrara (Italien) zeigen an zwei Elementen den Austausch zwischen entgegengesetzten, aber sich ergänzenden Elementen: die Tiefe des Marmors und die Höhe des Holzes. Aus dieser Vereinigung entsteht eine Analogie, die uns eine Gesamtschau von der Harmonie der Elemente vermittelt.

 
 


Sonata

bedeutet Wechsel von Vertiefungen und Erhöhungen, von Höhen und Tiefen im Leben. Mit der Geradlinigkeit zeigt Frank Kessel aus Laas (Italien), mit welcher Sicherheit und Regelmässigkeit Höhen und Tiefen im Leben auftreten. Und der parallele Verlauf der Formen deutet die permanente hinter-gründige Existenz beider Zustände an.

 
 


Imposant

Thomas Junghans aus Tharandt (Deutschland): Drei gleichförmige, unterschiedlich hohe Pyramiden aus Laaser Marmor und Lärchenholz.

 
 


Gedankenkarussell

Zu ihrer Holzskulptur meint Simone Carole Levy aus Höhr-Grenzhausen (Deutschland) ungefähr folgendes: Das Leben ist ein physisches, mentales, emotionelles und spirituelles Ganzes. Das natürlich gewachsene Holz wird durch seine Bearbeitung zu einem Menschen, der sich in die Höhe streckt und sich gleichzeitig mit einem Teil in die Tiefe richtet.

 
 



Die folgenden drei Kunstwerke sind leider nicht mehr am Skulpturenweg zu besichtigen, da sie bereits anlässlich der Vernissage am Samstagnachmittag, den 20. Juni 2015, verkauft worden sind.


wider_den_tierischen_ernst

von Peter Horber aus Ftan. Konzentration auf das Verhalten der Menschen. Tiefe: abstürzen, scheitern u.v.a.m. Höhe: Sieg, Erfolg etc.
 
 
 


Seiltänzer

von Alina Illgen aus Dresden (Deutschland). Der Seiltänzer befindet sich zwischen Himmel und Erde bzw. zwischen Höhen und Tiefen. Wenn er einen falschen Tritt tut, verliert er seine Balance.

 
 


O-Ni

von Roman Stefan aus Niederrohrdorf. Die Maske am Hinterkopf erinnert an das Urgründige, Unergründliche im Leben wie die ursprünglich gutmütigen heute jedoch bösartigen Gestalten in der japanischen Mythologie.
 
 



Am Ende wollen wir den Allrounder auf dem Pneulader und Koch am Schlussfest nicht vergessen: Sämi Wingeyer aus Sent.



(Einzig geglückte Aufnahme in einer Pause)




Das 22. Bildhauer-Symposium findet statt:

vom Samstag, 11. Juni 2016,  bis Sonntag, 19. Juni 2016

in Sur En / Sent


 
Bild und Text: Jürg Schäfer, Sur En